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Gespräch zwischen DB AG und DBV: Intensivierung des Dialogs vereinbart

Im Berliner Bahn-Tower trafen am 25. Februar 2003 der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Hartmut Mehdorn, und der Präsident des Deutschen Bahnkunden-Verbandes, Gerhard J. Curth, zu einem fast zweistündigen Meinungsaustausch zusammen.

Bei dem in angenehmer und sachlicher Atmosphäre stattgefundenen Gespräch, an dem auch DBV-Ressortvorstand Infrastruktur, Georg Radke, teilnahm, war natürlich das herausragende Thema die Tarifreform. Mehdorn stellte in Aussicht, dass es in Kürze eine gemeinsame „Manöverkritik" über die Erfahrungen mit dem neuen Tarifsystem geben wird, was Curth sehr begrüßte.

Der von Curth vorgetragene Wunsch nach Beibehaltung der Bahncard 50 oder die Ermöglichung des Besitzes zweier Bahncards (mit 25 Prozent Rabatt) stieß bei Mehdorn auf Ablehnung. Unter Hinweis auf zu erwartende Anträge auf dem bevorstehenden DBV-Bundesverbandtag am 15. März 2003 stellte Curth in den Raum, dass hier ein Dissens zwischen DB AG und DBV bestehen bleibt.

Die Herren am Tisch im Gespräch
Der Meinungsaustausch zwischen DB AG (links im Bild Hartmut Mehdorn, Vorstandsvorsitzender der DB AG) und den Bahnkunden (rechts: Gerhard J. Curth, Präsident des Deutschen Bahnkunden-Verbandes) wird wieder aufgenommen. Davon profitieren auch die anderen Fahrgast- und Umweltverbände. Foto: Georg Radke

Wegen Vertrauensbruchs eines Verbandes hat die DB AG die bisherigen Kommissionen für Tarife und Fahrplan ausgesetzt. Mehdorn versprach, für diese Bereiche wieder eine mehrmals jährlich tagende Dialogrunde zwischen VCD, BUND, DBV und DB AG zu installieren. Wir können das Verhalten eines Verbandes, „nicht allen Verbänden, die sich auch kritisch, aber korrekt verhalten haben, anlasten". „Wir brauchen den kritischen Meinungsaustausch mit den Interessenverbänden unserer Kunden, der aber auch konstruktiv und vertrauensvoll sein muss, wenn er zum Ergebnis führen soll", meinte der Bahnchef.

Curth versicherte, „die Bahn profitiert davon, wenn sie sich im Dialog den Anregungen und der Kritik der Verbände stellt". Er verwies darauf, dass er 1980 den ersten Fahrgastverband der Bundesrepublik gründete. Dies allerdings zu einer Zeit, als die Bahnen und öffentlichen Verkehrsmittel fast ausschließlich Behörden oder in öffentlicher Hand waren. Hier konnten die Fahrgäste und deren Verbände auch noch Rechtsansprüche im Rahmen der gesetzliche Daseinsvorsorge reklamieren.

Curth räumte ein, dass es für die Verbände noch immer schwierig ist, sich mit den seit der Bahnreform geltenden neuen Bedingungen zu arrangieren. Dabei stellte Curth heraus, dass anstelle der Forderungen an den Staat nunmehr ein Verhältnis zwischen privatwirtschaftlichem Unternehmen und Kunden getreten ist.

Im weiteren Verlauf der Unterredung wurden Probleme des Verbraucherschutzes und künftig mögliche Kooperationen zwischen DB AG und DBV erörtert. Curth sprach besonders die Problematik von Streckenauflassungen in der Fläche an. In diesem Punkt soll eine Zusammenarbeit forciert werden. Der Dialog soll fortgesetzt werden. Im nächsten SIGNAL wird Hartmut Mehdorn ein Interview geben.

In einigen Medien und Verbänden wurde der Dialog zwischen DB und DBV mit Argwohn betrachtet. Hier sei dargelegt, dass der DBV seit seiner Gründung im Jahre 1990 stets den Dialog zu den Bahnvorständen gepflegt hat. Dabei war der Verband nicht immer der bequemste Partner.

Doch der DBV bleibt bei seiner Auffassung aus Erfahrung, dass man Interessen einer Klientel nur vertreten kann, wenn man auch gegenüber dem Kontrahenten in der Sache dialogfähig bleibt.

DBV Bundesverband

aus SIGNAL 2/2003 (April/Mai 2003), Seite 5

 

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