Aktuell

Änderungen des Preissystems der Deutschen Bahn AG ab 1. August 2003

Aufgrund der dramatischen Umsatzentwicklung im Personenfernverkehr seit Anführung des PEP-Preissystems gelten seit Anfang August zum Teil deutlich vereinfachte und günstigere Konditionen. Die wichtigsten Änderungen sind die Wiedereinführung einer Bahncard 50, vereinfachte Sparpreise mit gelockerten Konditionen und die Anhebung des Rabattes beim Sparpreis von 40 auf 50 Prozent.

Neben dem nur teilweise gelungenen Fahrplanwechsel mit der Folge zahlreicher Betriebsstörungen und Verspätungen wird in dem neuen Preissystem, das seit seiner Einführung am 15. Dezember 2002 für kontroverse Diskussionen in den Medien, bei Fahrgastverbänden und Kunden sorgte, eine wesentliche Ursache für die erheblichen Umsatzeinbußen gesehen.

In Anbetracht der Ziele, die von seiten der DB AG mit der Einführung von PEP (Preis- und Erlösmanagement Personenverkehr) verbunden waren, wie unter anderem auch eine verbesserte bzw. gleichmäßigere Zugauslastung, enttäuscht das Zwischenergebnis um so mehr.

Gründe für die bis dato schlechte kundenseitige Akzeptanz der PEP-Preisstruktur lagen zweifellos in der Komplexität und Vielschichtigkeit des Systems, in den Defiziten bei der kommunikationspolitischen Unterstützung sowie den anfangs hohen Stornierungskosten für Plan&Spar-Fahrausweise. Insgesamt waren mit dem bisherigen PEP-System erhebliche Anforderungen an die Lernfähigkeit und -bereitschaft der derzeitigen und künftigen Bahnnutzer verbunden. Die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem zentralen Konkurrenten Pkw wurde mit Einführung von PEP verschlechtert, denn das Auto hat nach wie vor ein ganz einfaches Tarifsystem: Volltanken und losfahren!

Die Novellierung der Preisstruktur war somit ein notwendiger Schritt, um der schlechten kundenseitigen Akzeptanz zu begegnen. Bereits im Mai 2003 wurden die Umtauschgebühren auf eine einheitliche Bearbeitungsgebühr von 15 Euro gesenkt. Die nachfolgend beschriebenen Änderungen gelten seit 1. August 2003.

Grundsätzlich sind Bahncard-Rabatte und Sparpreise nun voneinander getrennt, die Kombinierbarkeit der Bahncard mit anderen Rabatten entfällt. Sowohl bei den Bahncard-Rabatten als auch bei den Sparpreisen gibt es leicht nachvollziehbare Rabattstufen: 25%, 50% und 100%.

Motto: Flexibel fahren - flexibel sparen mit den neuen Bahncard-Angeboten

Als Grundlage des ersten Teils des reformierten Preissystems wurde die Bahncard-Familie als attraktives Angebot für Vielnutzer bzw. Stammkunden umfassend ausgebaut. Folgende Möglichkeiten hat der Bahnkunde:

Bahncard 25

Der Preis für die neue Bahncard 25 beträgt in der 1. Klasse 100 €. Er ist damit um 50 € günstiger als bislang. In der 2. Klasse kostet die Bahncard 25 statt bisher 60 € nur noch 50 €.

Auch die günstige Familienregelung ist erhalten geblieben, wonach bei Familien mit Kindern alle für jeweils 5 € eine eigene Bahncard erhalten, sofern ein Familienmitglied eine Bahncard 25 zum vollen Preis erwirbt.

Um einen kundenfreundlichen Übergang zu ermöglichen, kann sowohl die alte als auch neue Bahncard 25 generell noch bis zum 30. September 2004 mit den Sparpreisen kombiniert werden.

Bahncard 50

Die wieder eingeführte Bahncard 50 kostet 200 € (2. Klasse) bzw. 400 € (1. Klasse). Sie gewährt 50 % Rabatt auf den Normalpreis. Ehe- bzw. Lebenspartner, Senioren (ab 60 Jahre), Schüler, Studenten (bis 26 Jahre) und Schwerbehinderte erhalten die Bahncard 50 zum halben Preis.

Sowohl bei der Bahncard 25 als auch bei der Bahncard 50 wird - anders als bei der alten Bahncard 50 - ein Mitfahrer-Rabatt von 50 % gewährt, Kinder bis einschließlich 14 Jahren fahren kostenlos mit. Im Sinne der Vereinfachung des Tarifsystems gelten diese Zusatzleistungen auch für alte Bahncards 50, die noch im Markt sind.

Bahncard 100

Diese Bahncard ersetzt die bisherige Persönliche Netzcard; Ziel dieser sinnvollen Einbeziehung in die Bahncard-Angebote ist ein stärkerer Bekanntsheitsgrad als bislang. Die Bahncard 100 kostet seit 1. August 2003 für die 2. Klasse nunmehr 3.000 € statt wie bisher 3.350 €, beziehungsweise 5.000 € anstatt 5.250 € in der 1. Klasse. Auch bei der Bahncard 100 können eigene Kinder unter 15 Jahren kostenlos mitgenommen werden.

Werbeplakat
Werbeplakat am Bahnhof Griebnitzsee. Aus Fehlern gelernt! Die Bahncard 50 gibt es jetzt wieder. Was will der Reisende mehr? Foto: Frank Böhnke

Ziel der Bahncard-Angebote ist der Ausbau zu einem umfassenden System der Kundenbindung und -betreuung; zusätzliche Nutzerfunktionen sind daher geplant. Die gesamte Bahncard-Familie soll darüber hinaus zu einer deutschlandweiten Mobilitätskarte auch in den Verkehrsverbünden werden (Ziel ist ein durchgängiger Rabatt von 25 %). Dazu sind jedoch noch entsprechende Verhandlungen erforderlich.

Nur noch zwei Sparpreise

Mit den Sparpreisen soll auch dem preissensiblen Gelegenheitsfahrgast die Möglichkeit gegeben werden, ohne Bahncard einen günstigen Fahrpreis zu erhalten. Statt der bisherigen drei Plan&Spar-Preise (10, 25 und 40 % Rabatt) gibt es nur noch den Sparpreis 25 und 50. Die Sparpreise sind weiterhin kontingentiert und an einen bestimmten Zug gebunden.

Die feste Buchung von Hin- und Rückfahrt bleibt bei den Sparpreisen erhalten. Die Vorausbuchungsfrist beträgt jedoch nur noch einheitlich drei Tage; die bislang für den Fahrgast unverständlichen Fristen bis zu sieben Tage sind damit erfreulicherweise Vergangenheit. Beim Sparpreis 50 wurde zudem die Wochenendbindung gelockert. Seit 1. August können Hin- und Rückfahrt auch an einem Wochenendtag - also am gleichen Samstag oder Sonntag - erfolgen. Dadurch sind z. B. preislich interessante Tagestouren möglich.

Der Sparpreis 25 ist unabhängig vom Wochenende als Hin- und Rückfahrt in jeder beliebigen Tageskombination nutzbar.

Auch an der Problematik der zu vielen unterschiedlichen Preise für eine Fahrt zwischen zwei Orten wird seitens der DB AG gearbeitet. Angesichts von rund 22 Millionen Relationspreisen können Verbesserungen hier jedoch frühestens in 2004 umgesetzt werden.

Die Deutsche Bahn hat zu den Änderungen des Preissystems eine spezielle Hotline geschaltet; die täglich unter der Rufnummer 0 18 05 / 35 55 53 (12 Cent/Minute) zwischen 7 Uhr und 22 Uhr zu erreichen.

Mit den nunmehr vollzogenen Änderungen wurden seitens der Deutschen Bahn deutliche Akzente bezüglich der notwendigen Vereinfachung des Tarifsystems gesetzt; speziell den treuesten Kunden - den Stammkunden - stehen nun wieder preislich attraktive Angebote zur Verfügung. Einen wesentlichen Anteil an den umfassenden Verbesserungen des Tarifsystems haben nicht zuletzt die Fahrgastverbände, die sich monatelang engagiert u.a. für den Erhalt der Bahncard 50, der Lockerung der Wochenendbindung usw. eingesetzt haben. Besonders erfreulich ist in diesem Zusammenhang das Umdenken seitens der DB AG. Der konstruktive Dialog mit den Verbänden wurde zwischenzeitlich wieder aufgenommen, Gespräche zur Weiterentwicklung des Tarifsystems sind bereits geplant.

DBV/IGEB

aus SIGNAL 4/2003 (August/September 2003), Seite 7-8

 

Die Jahrgänge



Die SIGNAL-Jahrgänge in der Übersicht:

» 2023
» 2022
» 2021
» 2020
» 2019
» 2018
» 2017
» 2016
» 2015
» 2014
» 2013
» 2012
» 2011
» 2010
» 2009
» 2008
» 2007
» 2006
» 2005
» 2004
» 2003
» 2002
» 2001
» 2000
» 1999
» 1998
» 1997
» 1996
» 1995
» 1994
» 1993
» 1992
» 1991
» 1990
» 1989
1988
1987
1986
1985
1984
1983
1982
» 1981
» 1980
ANZEIGE

aktuelles Heft

TitelbildSeptember 2023

komplettes Heft »

Die Themen der aktuellen Ausgabe 03/2023:

» Straßenbahneröffnung zum U-Bf. Turmstraße
» M4: Zwei Jahre „Bau”-Fahrplan
» Perlen vor die Schnüre: Gute Linienperlschnüre leicht verständlich gestalten
» Zugausfall bei einem Rail&Fly-Ticket
» Deutschlandticket – das Sommermärchen muss fortgeführt und weiterentwickelt werden
» Drei Thesen zum Deutschlandticket



neu hier?
Links lesen Sie einen Artikel aus dem Internetarchiv der Fachzeitschrift Signal, die sich mit Verkehrspolitik für Berlin und Deutschland auseinandersetzt.

Auf signalarchiv.de finden Sie zusätzlich zu ausgewählten Artikeln aus dem aktuellen Heft auch viele ältere Artikel dieser Zeitschrift.





Kontakt - Abo - Werbung - Datenschutz - Impressum
Herausgeber: Interessengemeinschaft Eisenbahn, Nahverkehr und Fahrgastbelange Berlin e.V.
  © GVE-Verlag / signalarchiv.de / holger mertens 2008-2013 - alle Rechte vorbehalten