Berlin

Großbaustelle Ostkreuz: 2004 soll es losgehen - voraussichtlich

So recht will man es noch gar nicht glauben: Nach Jahrzehnten des Planens sollen 2004 die Bauarbeiten am Ostkreuz beginnen und etwa sieben bis acht Jahre dauern. Voraussetzung dafür ist der Abschluss des Planfeststellungsverfahrens. Sobald das Planungsrecht vorliegt, kann mit dem Jahrhundertprojekt Ostkreuz endlich begonnen werden.

Nachdem die Pläne für den Umbau im Bereich Ostkreuz/Warschauer Straße im Herbst 2002 öffentlich ausgelegt worden waren (vergleiche SIGNAL 6/2002 , Seite 16), fand ab 15. September 2003, ein halbes Jahr später als geplant, die Anhörung aller Behörden und Verbände statt, die sich 2002 schriftlich geäußert hatten. Über die Planungen ist bereits vieles geschrieben worden, deshalb geben wir nachfolgend wiur noch einmal einen kurzen Überblick über die für die Berliner Fahrgäste wichtigsten Maßnahmen.

Blick auf Ostkreuz
Foto: IGEB

Im S-Bahnhof Ostkreuz wird der Bahnsteig A - an diesem halten heute die Züge, die über die Südringkurve stadteinwärts fahren - außer Betrieb genommen, aber die Südringkurve bleibt erhalten. Demgegenüber soll die Nordringkurve vollständig beseitigt werden. Laut S-Bahn Berlin GmbH ist keine sinnvolle Integration für diese Gleisverbindung in das Betriebskonzept möglich und ein Vorhalten nur für Havarien zu teuer. Mit dem Verlust der Nordringkurve ergibt sich jedoch die Chance, den Bahnhof Ostkreuz in sein Umfeld einzubinden, es soll ein richtiger Bahnhofsvorplatz entstehen. Auf diesem Bahnhofsvorplatz ist eine Haltestelle der Straßenbahn-Linie 21 vorgesehen, deren Trasse (langfristig) nach Süden verlegt werden soll, so dass die Züge den Bahnhof Ostkreuz in Ost-West-Richtung durchqueren und eine Umsteigemöglichkeit zu S-Bahn und Regionalbahn geschaffen wird. Diese Straßenbahn-Trasse soll auch für Omnibusse benutzbar sein.

Dass die unteren S-Bahnsteige nach Osten unter die Ringbahnsteige verlegt werden sollen, ist zu begrüßen, ebenso die Einführung des Richtungsbetriebes, was vor allem für die stadteinwärts fahrenden Fahrgäste sowohl in Ostkreuz wie auf Warschauer Straße endlich das lästige Ratespiel beendet, ob die S 3 vielleicht doch eher kommt, als ein Zug der S 5, S 7 oder S 75. Der Ringbahnsteig der S-Bahn wird eingehaust. Das alle Bahnsteige mit Aufzügen und Rolltreppen ausgestattet werden sollen, ist selbstverständlich. Die Senatsverkehrsverwaltung wies jedoch zurecht darauf hin, dass die geplanten Aufzüge zu klein sind.

Sehr viel mehr zu kritisieren gibt es weiterhin bei den Planungen für den Regionalverkehr. Unstrittig ist, dass an der Frankfurter Bahn ein Bahnsteig von ca. 210 Meter Länge entstehen soll, an dem die Regionalexpress-Züge halten können. Unverständlich sind jedoch die Planungen an der Ringbahn und an der Ostbahn.

Auf der Ringbahn soll ein eingehauster Regionalbahnsteig von ebenfalls 210 Meter Länge entstehen. Für welche Art von Verkehr dieser immense Ausbau erfolgen soll, konnte nicht hinreichend dargestellt werden. Nun könnte man einwenden, dass Ostkreuz so wichtig ist, dass die Deutsche Bahn hier auf „Vorrat" baut. Wieso wird dann aber an der Ostbahn nur ein Bahnsteig von 140 Meter Länge geplant, der nach Auskunft der Bahnplaner später wohl kaum noch zu verlängern wäre? Die IGEB hat deshalb zu Protokoll gegeben, dass die Planungen an der Ostbahn eine spätere Verlängerung auf 210 Meter nicht unmöglich machen dürfen.

Im Übrigen halten wir natürlich unsere Kritik aufrecht, dass in den Planungen eine Führung der künftig von Lichtenberg in Ostkreuz ankommenden Regionalzüge weiter zum Ostbahnhof und damit auf die Stadtbahn nicht berücksichtigt wird. Diese wichtige und auch vom Berliner Abgeordnetenhaus geforderte Verbindung mit Kostenargumenten abzulehnen, ist und bleibt unglaubwürdig, solange Millionenbeträge für eine Autobahnvorleistung und für einen überdimensionierten Regionalbahnsteig auf dem Ring verschleudert werden

IGEB

aus SIGNAL 5/2003 (November/Dezember 2003), Seite 13

 

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