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Bauinfos im Test: Konrad-Wolf-Straße (M 5)

Regelmäßig testen wir Bauverkehre und Bauinformationen der Verkehrsbetriebe auf ihre Alltagstauglichkeit. Die Qualitätsunterschiede sind teilweise erheblich – manchmal sogar im selben Unternehmen. Aktuell bei den BVG-Linien U 5 und M 5.

Während sich das Unternehmen bei der U5-Baustelle nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat (siehe Seite 11), ist das Testergebnis bei der Straßenbahnlinie M 5 ein gänzlich anderes: durchdachtes Konzept und fast ausnahmslos korrekte Beschilderungen.

Die M 5 wird während der Bauarbeiten in beiden Fahrtrichtungen zwischen Hohenschönhauser Straße/Weißenseer Weg und Gehrenseestraße via Herzbergstraße umgeleitet. Zusätzlich erhielt das dadurch abgeschnittene Wohngebiet in der Konrad-Wolf-Straße einen Ersatzverkehr mit Bussen (SEV) im dichten Takt: in der (erweiterten) Hauptverkehrszeit alle 5 Minuten, nach unseren Beobachtungen in der Startzeit teilweise sogar etwas dichter. tagsüber und am Abend alle 10 Minuten.

Baustellenkarte
Die Karte der BVG ist so gut, dass wir diesmal keine eigene machen mussten, um die Baustelle verständlich zu beschreiben. Die Aushänge mit der Karte wurden dann auch noch an jeder Haltestelle zur Phase 2 mit leicht veränderter Wegführung ausgetauscht, sodass sie immer aktuell waren. Besser geht’s nicht. Grafik: Kartographie BVG

Durch die großzügige Sperrung der Straße muss der SEV stadtauswärts teilweise erhebliche, auch staugefährdete Umwege nehmen. Trotzdem blieben alle Haltestellen leicht erreichbar, da sie in einer Richtung immer angefahren werden und sich durch die Umleitung der Straßenbahn eine Verbindung in beide Richtungen mit nur einmaligem Umstieg ergibt.

Diese Möglichkeit wird von den Fahrgästen auch rege genutzt. Denn die Züge sind auf der Umleitungsstrecke sehr gut genutzt – auch von Fahrgästen, die die M 5 sonst nicht nutzen. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass bei korrekter Information über den Umleitungsfahrweg und Umleitungsfahrplan dieses Angebot von den Nutzern auch gut angenommen wird und statt Leerkilometern eine nachgefragte Verkehrsleistung erbracht wird. Das ist auch betriebswirtschaftlich sinnvoll, denn Fahrzeuge sind dafür da, Fahrgäste zu transportieren und nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit Geheimwege abzufahren.

Gute Fahrgastinformation

Zum Handwerklichen: Alle Haltestellen haben den korrekten Fahrplan – auch beim SEV-Bus und auf der Straßenbahnumleitungsstrecke. Die Fahrpläne enthalten außerdem den korrekten Linienverlauf. Auch die Steckschilder für die an den Haltestellen verkehrenden Linien wurden ausgetauscht und enthalten an jeder Haltestelle die richtigen Informationen.

Bewertung mit Note 1 Minus.
Bewertung des M5-Baustellenverkehrs Quelle und Bewertung: IGEB

An allen Haltestellen sind die Hinweise auf die Bauarbeiten angebracht. Diese enthalten eine sehr anschauliche Kartendarstellung der SEV-Wegstrecke, des gesperrten Abschnitts und der Umleitungsstrecke – daher also sehr gut verständlich.

Sensibilisiertes Fahrpersonal sowohl bei der Straßenbahn als auch beim SEV-Bus hat Anschlüsse abgewartet und ist nicht stur nach Fahrplan gefahren. Wo irgend möglich werden die Abfahrten der SEV-Busse auch an den DAISY-Anzeigern mit angezeigt.

Einziges Manko: Die Haltestelle auf der Umleitungsstrecke Allee der Kosmonauten/Rhinstraße, die im Regelbetrieb nicht angefahren wird, enthält normalerweise einen zusätzlichen Halt der Linie M 8, wenn diese auch von anderen, umgeleiteten Linien angefahren wird. Damit erspart man den dort zusteigenden Fahrgästen, nach Murphys Gesetz immer an der falschen Haltestelle zu warten. Das hat man dieses Mal leider vergessen.

Fazit

Straßenbahn an einer Haltestelle
Punktabzug: Wenn diese Haltestelle (Allee der Kosmonauten/Rhinstraße) wegen einer Umleitung planmäßig bedient wird, wurde in der Vergangenheit auch ein zusätzlicher Halt für M 8 und 37 eingerichtet, damit leichter um- und zugestiegen werden konnte. Das hat man diesmal leider vergessen. Wer die Kreuzung zur M 8-Haltestelle regelkonform überqueren will, muss bis zu 5 Minuten Zeit einplanen. Foto: Holger Mertens

Mit dieser Maßnahme hat die BVG-Straßenbahn den Beweis erbracht, dass man im Hause sehr wohl vollständige, richtige und verständliche Fahrgastinformation bei Bauarbeiten anbieten kann. Korrekte und vollständige Beschilderungen an Zügen und Haltestellen, auch auf der Umleitungsstrecke, Fahrpersonal, das auch nach Wochen der Sperrung noch im Zug sehr gute eigene Ansagen zur Baustellensituation macht und nicht zuletzt das durchdachte Betriebskonzept entlockt den Testern ein „Gut gemacht!”.

Den Sprung zum „sehr gut” hat dann die kleine Wertschätzung für die Fahrgäste erbracht, indem für die Wartenden an der SEV-Haltestelle Rhinstr/Gärtnerstr extra eine Sitzbank aufgestellt wurde.

Über den erschreckend langen Bauzeitraum und die merkwürdig großzügigen Straßensperrungen auch für den SEV-Bus wollen wir an dieser Stelle einmal nicht urteilen. Unter den gegebenen Umständen hätte man diese Maßnahme aber kaum besser umsetzen können. (hm)

IGEB Stadtverkehr

aus SIGNAL 4/2015 (September 2015), Seite 13-14

 

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